Das Gehirn in Kunst und Wissenschaft
Das Gehirn in Kunst und Wissenschaft (und nebenan ist Farbe im Programm) Bundeskunsthalle Bonn (28.01 - 26.06.2022)
Sonnenaufgang, Vogelgezwitscher, der Duft von Blumen und ein Atemhauch der Natur bei milden Temperaturen. Wohlbefinden an einem neuen Tag. Was sehen wir, wenn wir sehen? Was hören wir, wenn wir hören? Was riechen wir, wenn wir riechen? Was schmecken wir, wenn wir schmecken? Was fühlen wir, wenn wir fühlen? - Fünf Sinne. - Mensch. - Leben! – Fünf Sinne,… vielleicht denkt man an „Das Haus der fünf Sinne“, geschrieben von Nadeem Aslam, und in derselben Sekunde fragt man sich WIE? Das Gehirn sucht Querverbindungen, sucht Vergleiche, sucht Entsprechungen zu allem, was es schon über die fünf Sinne registriert hat. Zur Wahrnehmung!
Wie mag es sich anhören im Maschinenraum eines Luxusdampfers, eines Kreuzfahrtschiffes wie der AIDA, eines U-Bootes, eines Quantenservers?
Die Lichtschwärme wie Spiralen, Elementarteilchen ausschwärmend, Photonen, wie das Entstehen einer Galaxie. Starkstrom, Frequenz, Tiefton! Markdurchdringend, Farbrausch! Sich links drehend? Rechts drehend? Richtungswechselnd? Radiolarienkugeln sieht man, Kieselalgen, „Kreidetierchen“. Was passiert im Hirn? Warum lässt das Hirn die Lichtteilchen tanzen? Oder sind es definierte visuelle Manipulationen. Op-Art mit Lichtteilchen? Welche Schablonen, welche Pixelanimationen auf Folien, Holospiele? Steuern Stromschwankungen? Spannungsunterschiede? Wie ein Kalaydoskop der Photonen? Ein Rausch zum Besänftigen eines Tinnitus. Gegenfrequenz? Frequenzüberlagernd? Lautheit gegen alle anderen Geräusche! - Sounddesign über Synthezizer! – Fluglärm? Rotorenlärm? – Tongenerator! - Und die gebeamte Projektion der sich ergebenden Frequenzbilder und Schwingungsmuster sind eine einzigartige audio-visuelle Erfahrung.
Lichtteilchen visuell erfahrbar zu machen ist auch das Werk von ROSA BARBA mit “The Colour out of Space” (2015). Durch verschiedene transparente Flächen erarbeitet er eine Projektion des Universums, wie wir es aus den Medien kennen. Glas, Plexiglas, Folie, Polymere,… man kann sich alles vorstellen. Licht, das den Raum durch die transparenten Medien, Hüllen, Atmosphäre durchdringt, bishin zur gewünschten Wirkung.
Unentwegt spielt das Hirn mit den Möglichkeiten und beschäftigt sich mit Zustandsbeobachtung, Fragen nach Ursache und Wirkung und sucht nach Perfektionierung. Die Ausstellung „Das Gehirn in Kunst und Wissenschaft“ zeigt eindrucksvoll, wie sich das Denken und dessen Erforschung durch die gesamte Menschheitsgeschichte hindurchzieht. Man findet Skizzen, Bilder, Gemälde, Plastiken, Skulpturen bis hin zu antiken Amphoren, in denen Menschen kunstfertig überliefern, was sie für besonders erachten und preisgeben, was sie damit kulturell überliefern und damit entlassen in eine etwas andere Art der Kommunikation.
Tief eingetaucht in das Thema, ganz fokussiert auf das Forschungsobjekt Hirn, wird man auch in der Bonner Kunsthalle fündig. Im „Raum für fantasievolle Aktionen“ spielt man mit der Idee eines humanoiden Servers und ein Jörg Sasse lässt den Mensch Computer spielen. 512 gerahmte Fotos dürfen immer wieder neu gehängt werden. Die Hängung zeigt, wie manipulierbar das Denken ist. Selbst wenn die Hirnforschung sich selbst noch in den Kinderschuhen erklärt, erkennt man schnell, welche Möglichkeiten der Beeinflussung man hat durch Veränderung von Reihen und Folgen und bestimmter visueller und audiosensitiver Parameter.
Im Hinblick auf die Hirnforschung und die angestrebten Ergebnisse haben sich die technischen Möglichkeiten anderer Fachbereiche inzwischen so weit entwickelt, dass jedes technische Element als Parameter zur Hirnforschung mitgenutzt werden kann. Der Raum, sowohl öffentlich, als auch privat, ist durchdrungen von Technik und ein Jeder hilft mit. Und durch die Atmosphäre schwirren Wolken voller Buchstaben aller Alphabete, Lieder über Lieder voll von Tönen und fast platzend vor Schall, und vielleicht kollabiert der Raum eines Tages wegen der Milliarden über Milliarden Datenimpulse und Bilder. – Teilchenstürmende Bilderberge!
Es wird geforscht am Daten eingebenden, Erfassenden, und die Server gleichen ab. Gesucht wird aus 8 Mrd. eine Schnittmenge. Eine Schnittmenge aus der man ableiten kann wie 8 Mrd. Herzen schlagen, wie also Mensch, verallgemeinert, „tickt“.
Mensch sucht nach Erklärungen für das ALLES. Für dieses unfassbare Wunder der organischen Existenz. Forscht, und denkt an Fortschritt. Denkt an Erleichterung. Denkt an Vergnügen, an Glück.
Adrenalin! Pures Vergnügen! - Simulierbar? Das Hirn-Forschungsobjekt Mensch setzt sich die Virtuelle Brille und Kopfhörer auf und taucht ab in andere Sphären, die wie ein „Inneres Auge“ direkt vor die Netzhaut projiziert werden.
In der Ausstellung „Identität nicht nachgewiesen“, im ersten Stock, wird in einem unter die Haut gehenden, außergewöhnlich gut geschnittenen Film demonstriert, wie sich Menschen auf den Kontrollverlust bewusst einlassen, um bewusstseinserweiternde Erfahrungen zu machen und sich selbst in Trance zu versetzen. Trance – Kontemplation – Entrückung. - Die älteren Generationen erinnern sich vielleicht noch an die psychedelischen Experimente der Hochzeit der Hippie-Kultur. Eine Zeit, als das Silicon Valley noch jung war und mit vielerlei chemischer wie biologischer Stoffe, vor allem LSD, herumexperimentierte. Es wurden große Festivals gefeiert mit Trance und Drogen. Vielleicht hatte der Ein oder Andere sogar die Gelegenheit des Besuchs des großen Festivals von Woodstock. Flowerpower und LSD! - Synthetische Drogen, die das menschliche Bewusstsein vollkommen aus dem Gleichgewicht bringen (können) und die Fantasie beflügelt haben, die Erde zu einem besseren, friedlicheren Ort zu machen. Mit dieser Idee begann das große Ausschwärmen in die ganze Welt.
Gegenseitige Beeinflussung wurde vorangetrieben mit der Folge kulturell inspirierender Befruchtung! Eine Zeit, wie ein Mekka für kontemplative Erfahrungen, bis Einhalt geboten wurde und da und dort Sittenwächter übernahmen. Die fünf Sinne sollten nicht außer Kontrolle geraten und das Tier im Mensch, der Urinstinkt, nicht die Führung übernehmen. Ziel: Impulskontrolle durch Zwang und Angst.
Andernorts wurde die Dosierung der bewusstseinserweiternden Substanzen angepasst. Optimiert. Perfektioniert? Noch heute wird vor allem in der Neurologie weitergeforscht an Substanzen, die den menschlichen Erfahrungsraum und damit auch Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit erweitern soll.
Impulssteuerung kennt man aus Discotheken, wenn eine Masse sich mobilisieren lässt im Gleichtakt zu tanzen zur Musik. Gleichtakt kann in Schwingung versetzen und Brücken zum Einsturz bringen, wie man weiß, Takt kann je nach Intensität und Frequenz Luftteilchen in Bewegung versetzen. Kann Gleichtakt als Kraft einer Masse dann auch einem Teilchenansturm einer anderen Teilchenmasse entgegenwirken? Also Tanzen zur Weltrettung? - Nette Idee!
Genügen optische Reize, durch Licht und Schall der gegenwärtig gegebenen technischen Möglichkeiten von heute? Wie tief können die in Bewegung versetzten Teilchen in Massen eindringen und wie beeinflussen sie Organismen? Wie stören sie das Gleichgewicht der über die Jahrtausende entwickelten Natur? Wie relativ sind all die Forschungen und ihre Ergebnisse? Was gibt es darüber hinaus, wovon Mensch noch keine Ahnung hat?
Behält die Welt bei all der Hirn-Forschung die ethisch-moralischen Grundwerte der UN-Charta für Menschenrechte im Hinterkopf?
Welche Substanzen führen zu welchen Krankheiten? Die Formel von Crystal Meth ist gegenüber einer partyberauschenden Disco-Szene angeschrieben. Computerspiele, Lichtspielereien, Spielen mit den Wellenlängen des Lichts, Spielen mit dem Einsatz gepulster Lichtsignale, Spielen mit Röntgenstrahlen, Lasertech…