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Mining Photography im MKG Hamburg bis 31.10.2022

„Mining Photography“ Der ökologische Fußabdruck in der Bildproduktion im MKG Hamburg

Die Liste der Künstler ist lang. In Anerkennung einer außergewöhnlichen Ausstellung sollen sie auch nach Auslaufen der Ausstellung nicht vergessen werden. Im Flyer des MKG sind sie alle aufgeführt.

Ignacio Acosta, Lisa Barnard, F&D Cartier, Klasse Digitale Grafik HFBK Hamburg (MARI Lebanidze, Cleo Miao, Leon Schwer und Marco Wesche), Susanne Kriemann, Mary Mattingly, Daphné Nan Le Sergen, Optics Division oft he Metabolic Studio (Lauren Bon, Tristan Duke, Richard Nielsen) Lisa Rave, Alison Rossiter, Robert Smithson, Simon Starling, Anais Tondeur, James Welling, Noa Yafe, Tobias Zielony

Die Namen der Künstler würden es nicht schaffen ins kollektive Gedächtnis der Menschheit ohne Bildproduktion und visuelle Reizung durch Medien, Informations- und Kommunikationstechnologie. Abhängig von der Nennung und der Vervielfältigung des Wissens über und aus ihrer Kunst leben die Künstler davon, dass sie wahrgenommen werden. Es muss also auch in einer Zeit der Nachhaltigkeitsdebatten, entgegen aller Klimawandelhorrorszenarien Text- und Bildmaterial produziert werden. Am günstigsten über elektronische Geräte, vor allem Smartphones, Tablets und Digitalkameras. Social Media hilft beim Erfolg. - Vielleicht. – Wie aber kann die visuelle Welt ökologisch und umweltschonend, klimafreundlich beliefert werden? – Gibt es Möglichkeiten weg von der Rohstoffausbeutung? - Silber, Gold und Seltene Erden für ein Leben in der Cloud sind, was global gesucht wird. Die Masse an Bildmaterial im Netz wächst unaufhaltsam. Die digitalen Daten in der Atmosphäre sind zu einer schwer kontrollierbaren Masse angeschwollen und diese Masse verlangt nach Steuerung und Kontrolle. – Überwachung? – Die technischen Augen für eine hochauflösende Bild- und Videoproduktion sind überall. Ausgereifte, hochentwickelte Optik, die durch Filter und Spielereien mit den technischen Möglichkeiten die Fähigkeit besitzen ganz neue Welten zu kreieren. Manchmal dort, wo man sie nicht vermuten würde. Und nicht immer haben die Produktionen nur das Gute und Schöne im Sinn.

Die Ausstellung Mining Photography führt eindrucksvoll in unterschiedlichen Ansätzen durch die Geschichte der Bildproduktion. Die Notwendigkeit der Rohstoffgewinnung zur Herstellung und Belichtung in der Vergangenheit, bis hin zum Monitoring und NFTs über Smart TVs wird gezeigt. Es wird deutlich, wie Träume und Sehnsüchte geweckt werden, über die manipuliert und gesteuert werden kann. Das Leben fast aller ist durch die Bildproduktion längst nachhaltig verändert und es ist davon auszugehen, dass sich daran nichts ändern wird. Vielleicht heißt die aktuelle Herausforderung alles einmal neu zu sortieren und anders zu beleuchten. Die Zukunft schaut schon mit, vielleicht sollte man bitten, die richtigen Eingebungen und Ideen zu schicken. Wie in einer Art Meditation. Vielleicht in kontemplativer Versenkung. Unter den Glaubenden nennt man es Beten.

Man darf gespannt sein, wohin die Veränderungen durch die neuen Möglichkeiten der Bildproduktion gesellschaftlich und politisch führen werden. Welche neuen Sehnsüchte sie wecken werden und welche Wege man finden wird diese zu stillen.

Das MKG öffnet den Blick. Auch für das, was neben dem Offensichtlichen existiert. Ein Blick nach oben, ein Blick nach rechts oder links, ein Blick hinter sich, oder einfach auf den Boden…. Dann sind die „Bilder einer Ausstellung“ zwar noch immer besonders, aber das Exponat ringt um die Aufmerksamkeit mit den Teilchen und Molekülen, die wechselwirken mit dem Licht- und Sounddesign der Neuzeit. Den Farbgebungen der Wände, oder den Reflexionen der spiegelnden Oberflächen von Vitrinen oder Glasrahmen.

Die wunderbaren Installationen der „Lichtquallen“ von Lonneke Gordijan und Ralf Nauta hängen noch wie vergessen im Treppenaufgang des alten Gebäudes, in dem man noch den Wert der Dinge im Lauf ihrer Geschichte achtet und schätzt. Die Klänge der vergangenen Ausstellung sind sofort im Kopf und der Zauber schwingt mit, bei der Entdeckungsreise durch das Visuelle, das offenbart, was Andere zu Besonderheiten erheben.

Fotos von Mädchen und Frauen, die im Bergbau und in den Minen gearbeitet haben. Wie zum Zeichen, dass es sie gab und gibt: Frauen in Männerdomänen. Auch im Bergbau, DER Männerdomäne schlechthin. Fotos, die vielleicht gehandelt wurden. Werden. Wie Aktien, mit Wertänderung, je nach Zustand und Alter.

Großformatige Minenfotografien erinnern an die Fotografien von Sebastiao Salgado bei BENE Taschen. Fotografien, die davon zeugen wie nicht nur Erde ausgebeutet wird, sondern auch Menschen und wie der Mensch sich immer wieder versucht aus den Zwängen zu befreien. Der Faktor Mensch ist allgegenwärtig. Auch bei Beleuchtung der toxischen Hinterlassenschaften der Bildproduktion, sowohl in Böden, als auch in der Atmosphäre.

Neue Aufschlüsse zu finden, neue Lagerstätten zu entdecken und weiter zu schürfen, um dem Menschen das Paradies zu bereiten, durch Visualisierung einer Welt in den schönsten Ausschnitten, treibt weiter an. In höchsten Sphären sucht man, forscht und macht sich vielleicht Gedanken, wie lange das noch alles gut gehen kann.

Dann kommt Tobias Zielony, der mit der Idee spielt durch Geschichten mit der Zukunft zu kommunizieren. Alte Filme erzählen uns Geschichten, deren Helden vielleicht schon nicht mehr sind, ihr Ruhm aber wirkt nach und ihre Mahnungen liefern bis heute Denkansätze, die zeigen, dass Mensch sich behutsam in der Welt einrichten sollte, um den eigenen Lebensraum nicht zu vergiften. Die Werte nicht zu zerstören, die es zu schützen gilt.

Der ökologische Fußabdruck in der Film- und Fotoindustrie. Die Ausstellung über die Vorarbeiten zur Film und Fotogeschichte, das Schürfen der Rohstoffe für die Fotografie und welche Spuren am Ende sowohl Rohstoffförderung, als auch Entwicklung hinterlässt, damit Mensch einen einmaligen Moment festhalten kann und ihn der Zukunft übergeben, als Geschichtsdokument, mit Zeitstempel und Positionsangaben inzwischen so präzise, dass vielleicht eines Tages, wenn man den Weg gefunden hat, Zeit und Raum zu überwinden, die Zukunft ein Echo zurücksendet. Beleuchtet man die Auswirkungen unseres Verhaltens und die Spuren in der Natur, die Narben in der Erd-Oberfläche und Landschaft kann man vielleicht nicht anders als nach Wegen und Möglichkeiten zu suchen, welche der Zerstörung entgegenwirken.

Die Photographie der Minenarbeiten mit ihren Arbeitern, das Beleuchten der Lagerstätten und ihrer Erscheinungsformen, der Wandel und die Veränderung von Natur, Landschaft, Erde… es gibt viele Ansätze, sich den Problemen zu stellen.

Papier und Print, Drucker und Scanner, Photos und Dokumente, Zertifkate, Echtheitszertifikate, Unikate,… jetzt ist es vielleicht der Fotodruck an der Wand, irgendwann das kurze Aufflackern des Holos, das uns in seinen Bann zieht. … Aber brauchen wir das alles wirklich?

Massenproduktion und Billigangebote,… wohin mit der Masse? Hätte man das Alte Testament ernst genommen hätte man gar nicht erst angefangen mit der Bildproduktion. Was aber für ein Verlust, wenn es all das Schöne nicht gäbe, das uns in der Bild- und Videoproduktion überliefert wird.

„Mining Photography“ gibt viele Impulse zur Reflexion eines der bedeutendsten und aktuell drängendsten Themen der Menschheitsgeschichte, und die Gedanken über den ökologischen Fußabdruck der Bildproduktion machen nachdenklich. Die Ausstellung läuft noch bis zum 31.10.2022. Wer die Gelegenheit hat: Es lohnt sich hinzugehen.

Cloud-forming processes, fotografisch visualisiert von Anais Tondeur.

Welche Spuren wird die digitale Bildproduktion hinterlassen?

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