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Syrien- gegen das Vergessen

Das Banner des Künstlers Saleh Alhajer prangt vis à vis zum gläsernen Eingang. Die Tür ist geöffnet, es spiegeln sich die Exponate und das blaue Licht der Monitore. Monitore überall, erklärende Helfer. Das Banner ist ein Kunstwerk, das zeigt, wie es aktuell um den Planeten bestellt ist. Titel des Werkes: „Die Menschheit“. Saleh Alhajer lebt heute im Libanon.

Durcheinandergeworfene Sprachbausteine, Fragmente einer Sprache, in einem der Alphabete dieser Welt. Zeichen, kombiniert mit Fotografien zerstörter Städte und Denkmäler, collagiert zu einer Arbeit, die aus der Entfernung wirkt, wie die Darstellung von Einschlägen, von Fotos und Bildern, von Erinnerungen, Bildmaterial gegen das Vergessen, inmitten der Matrix aus Chaos und Fragmenten aus Zeichen.

Jabbar Abdullah ist Archäologe und Kurator. Er erzählt von Syrien, vom kulturellen Gedächtnis und von Palmyra. Es geht um Archäologie. Um Ausgrabungen. Um den Erhalt des Welterbes. Man denkt an UNESCO.

Um das Recherchieren nach Strukturen in Systemen, durch Geschichte hindurch, bis heute.

Die Zerstörung der Anlage im Krieg ist vielleicht im Hinterkopf. Jabbar Abdullah erzählt von dem Vorhaben des Wiederaufbaus.

Und dann, nicht zuletzt, geht es auch um Leben. Um Leben durch die Jahrhunderte. Leben in allen Zeiten.

Die von Jabbar Abdullah kuratierte Sammlung führt durch die Kultur an einem der großen Ströme dieser Welt. Durch Leben und Tradition in Städten wie Aleppo, Homs, Rakkah. - Krieg, Flucht und Vertreibung sind auf den ersten Blick ausgespart! Aber man erinnert sich. Und sucht nach Spuren. Die Situation heute ist ruhig. Es wird nur noch selten berichtet. Die Medien haben ihren Fokus auf den Landkarten etwas weiter nach Norden gerückt. Hier bleibt der Fokus auf der verlassenen Heimat. Den Erinnerungen an die alte Kultur, an alte Traditionen, an Leben allgemein und auch Leben inmitten von Krieg. Alte Spiele, wie Backgammon, oder Murmelspielen, die man vielleicht selbst schon gespielt hat, erinnern an die gegenseitige Beeinflussung der Kulturen (und Religionen) der Welt untereinander. Das Weitergeben von Wissen und Weisheiten, auch im Hinblick auf eine Steuerung hin zu friedlicherem Auskommen mit- und untereinander wird hier offenbar.

Der Mensch vergisst all zu schnell, wenn die Ereignisse nicht immer wieder ins Gedächtnis zurückgerufen werden. Man kann sich auch mit Schrift behelfen. Mit Aufschreiben vermeintlich wichtiger Information als Gedächtnisstütze. Und eine Wand mit Platz zum Anbringen von Post-Its und Notizen wirkt wie eine antiquierte Alternative zu den smarten Möglichkeiten auf Smartphone und Tablet, oder Rechner und Monitor, auf denen man schon lange auch mit Stift schreiben, zeichnen, oder malen kann. Für alle schnell zugänglich, und leicht teilbar.

In der Halle des Museums steht ein Plakat mit arabischer Schrift.

Bei Ibrahim Alsaeid geht es um die Kunst des Schreibens. Die arabische Kalligraphie steht seit 2021 auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit.

Vielleicht kann man sie lesen, diese besondere Sprache. Gelesen genau anders herum, als man es gewohnt ist, oder doch richtig herum, je nachdem, wo man zu lesen gelernt hat. Ob man sie nun lesen kann oder nicht, die Schönheit der Schrift lässt staunen. Die Kunst des Kalligraphierens wird angesprochen. Kalligraphie und Handschrift, als eine der alten Kunstfertigkeiten, ist und bleibt besonders. Schrift und Sprache, die Möglichkeiten, die sich bieten, wenn man schreibt, wie man inspirieren kann oder Gefühle wecken, je nachdem wie man schreibt, oder ob man gar das Geschriebene singt, – Schreiben kann voller Kraft sein und voller Magie und Sprache kann Fantasiewelten zaubern, in denen man neue Welten kreieren kann. Nie war es so leicht wie heute das menschliche Denken zu beeinflussen. Die Schönheit der Schrift und ihre magischen Fähigkeiten ist dabei nur eine Nebensächlichkeit.

„Syrien – Gegen das Vergessen“ ist eine Erinnerung an den Kulturaustausch der Völker ntereinander. Unter der Schirmherrschaft von Navid Kermani ein lehrreiches Beispiel für Friedenspolitik, mit der Botschaft sich der Wurzeln zu erinnern.

Im autobiografischen Bericht „Raqqa am Rhein“ beschreibt Jabbar Abdullah den beschwerlichen Weg aus Krieg und Repression in die Freiheit, in seinem Fall von Raqqa am Euphrat, nach Köln am Rhein. (2020 erschienen im Sujet-Verlag, ISBN: 978-3-96202-059-0)

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