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Gabriele Utech

Form, Farbe, Trocknung und den Phasen der Realität

Die Kunst kann so viel mehr als nur „verzücken“ oder „bezaubern“. Gabriele Utech „offenbart“, was das Arbeiten mit verschiedensten Materialien in der Kunst bewirken kann. Ihre Arbeit ist wie das Aufzeigen von Strukturen und Texturen, die sich durch Mischung diverser Materialien in unterschiedlichen Phasen ergeben.

Atmosphäre im Wandel! Wo hatte man das gelesen? In einem Buch? In einer Zeitschrift? Hat man davon im Radio gehört? Die Bilder im Fernsehen gesehen? – Aktuell und zeitgemäß gegenwartskünstlerisch gestreamt?

Der Klimawandel, der Klimawandel und immer wieder der Klimawandel! Man erinnert sich an die Nachrichten der vergangenen Jahre. - Jahrzehnte. - Ja eigentlich Jahrhunderte. Wann begann man mit den Aufzeichnungen? Datierungen? Datenerfassungen? Was ist überliefert? Was glaubhaft?

CHEMIE! PHYSIK! BIOLOGIE! Und Mathematik für alle, die gern mit Daten „spielen“. - MINT! – Die Naturwissenschaften im Fokus… angewandt und real umgesetzt, nicht virtuell simuliert. Vieles wird schon im Kindesalter erlernt… - Erfahren! - Spielerisch. - Später voller Ernst in Schule, (Aus-)Bildung und Beruf.

Oder in der Kunst. - Das Atelier der Künstlerin Gabriele Utech stellt man sich vor wie ein naturwissenschaftliches Erfahrungsfeld. Nachhaltigkeit groß geschrieben! Angewandte Wissenschaft mit unterschiedlichen, natürlichen Materialien auf verschiedenen Untergründen. - Ein Kunstlabor!

Neue Wege werden beschritten, vielleicht auch alte, auf jeden Fall andere. Das Ergebnis ergibt sich über die Zeit. Strukturen von Trocknung und Austrocknung werden sichtbar. Fließstrukturen bisweilen. Die entstehenden Ansichten regen die Fantasie an. Sie erinnern an GEO-ART. Fotografien von Erdstrukturen, Satellitenbildansichten, je nach Färbung von Wasser, auch Zellstrukturen kann man in die Arbeiten interpretieren.

Gesteinsmehle, Sumpfkalk, Pigmente, Bindemittel oder andere Stoffe, sowohl natürlich entstanden, als auch künstlich entwickelt und hergestellt. Gabriele Utech experimentiert mit Aufbringungstechniken, und die abstrakten, sowie expressiven Ergebnisse sind beeindruckende Werke veranschaulichender Material- und Werkstoffkunde. Sogar mit Kaffee wird experimentiert. Auf verschiedensten Untergründen, wie Leinwand, Holz oder Papier, zeigt sich, wie Stoffe mit- und untereinander reagieren. Die entstehenden Werke der Künstlerin laden dazu ein genau hinzuschauen. Wie trocknen die unterschiedlichen Materialien? Was kann man daraus ablesen für erdgebundene Prozesse, Trockenrissbildung, etc. … Man zieht Querverbindungen zu tonhaltigen oder lehmigen Böden und erinnert sich an polygonale Strukturen in verschiedensten geometrischen Ausbildungen. Und Formen.

Kann man je nach Material ablesen, welche Schrumpfungsformen sich bei Trocknung ergeben? Ist eine bevorzugte Form erkennbar? Ist eine Regel bei dem Materialverhalten erkennbar? Ablesbar? Auswertbar? Das technische Ergebnis spielt für den Betrachter vielleicht keine Rolle, das sich ergebende Bild der expressiven Arbeiten soll WIRKEN! -je nach Farbgebung und Pigmentverteilung beruhigend oder anregend. Der Einsatz der Pigmente erfolgt manchmal willkürlich, manchmal kontrolliert. Die Arbeit ist intuitiv. Erfahrungen und Emotionen inspirieren. Gabriele Utech will „Menschen auf einer tieferen Ebene berühren“.

Die Serie „Blue Velvet“ ist wie eine leise Ermahnung hinzuschauen, wie fragil unser Planet ist. Welche Spuren hinterlassen wir? Was für Schäden richten wir an, am globalen Gewebe? Der Außenhaut, der Hülle, dem Netz,… ? Wie eine Aufsicht aus dem All, erkennt man vielleicht eine gebrochene Landschaft, tektonisch zerklüftet, mit Spuren von mal oxidierenden Bedingungen, mal reduzierenden. Oxidierendes Eisen, rote Erde, wie Rost über Stahl, oder Eisen, dann grau-weiße Flächen, Häute, aufgerissene Gips- oder Kalkspuren,… Gabriele Utechs Kunst lädt ein Querverbindungen zu erkennen.

In der Serie „Häutungen“, Abbildungen der auf zweidimensionaler Ebene gearbeiteten Werke, ring-gebunden in ein Buch, glaubt man eine Querverbindung zu erkennen zu alten Gemäuern, deren Farb-überzogene Fassaden sich über die Zeit ihrer unnatürlichen Hülle entledigen, ihrer „Außenhaut“, welche die Luft zum Atmen nimmt. Als ob sie sich des Fremden entledigen wollten, der Freiheit des Ursprünglichen entgegenstrebend, kann man das Atmen der Gebäude fast hören und die alte Seele, in der die Arbeit der Erbauer steckt, kommt durch Verwitterung und Alterung ans Licht.

Der Begriff Häutungen weckt so viele Gedanken und Vorstellungen. Man denkt an Reptilien, denkt an verbrannte Haut, denkt an Erneuerung und Metamorphose,… die Intuition überlässt das Ergebnis sich selbst und es kann sich sehen lassen.

Bei „Solitaire“ denkt man vielleicht an das alte Holzspiel, angeordnet im Kreuz. Einer allein gegen sich selbst. Oder für sich selbst. Wie man es sehen will, je nachdem, mit dem Auftrag alle Steine bis auf den letzten zu eliminieren. Bei den azurblauen Ansichten von Satellitenbildhaften Arbeiten in dieser Serie denkt man vielleicht an diesen Planeten, der keine Chance hat, gegen oder für sich selbst zu kämpfen. Jahrmillionen war er den Kräften des Großen Ganzen ausgesetzt, ist es noch, und wird es immer sein. - Bis zum Vergehen. - Dass Mensch ihn als Schönheit wahrnehmen darf und dabei fühlen, ist wie ein Geschenk. Ein Geschenk, das man achten und wertschätzen sollte, ohne es zu zerstören bei all den Bemühungen, das menschliche Sein zum Glückserlebnis zu erheben.

Der Mensch optimiert seinen Lebensraum! 8 Mrd. brauchen Nahrung und die Produktion wirft Fragen auf. - Heute mehr denn je. Die Kunst der Künstlerin ist so viel tiefer, als man auf den ersten Blick erahnt. Man kann in nahezu jeden Bereich hineindenken und die Analogien entdecken. Und man kann Rückschlüsse aus erdgebundenen Prozessen ziehen, wie das Trocknen von Erde, von lehmigen oder tonigen, feinsedimentären Böden. Wie ähnlich ist das Verhalten von Material und Farbe? Die Ergebnisse der eigenen „Experimente“ faszinieren und inspirieren. Pigmente für Stoffe wie Samt und Seide, Baumwolle oder Polyester,… ob Jeans oder T-Shirts, Jacken oder andere Gewebe, ob königsblau oder indigo, azurblau oder petrol,… bei den Fragen für die Zukunft sollten Aufgaben vorwegstehen, wie die Kenntnis vom Umgang mit Material und Farbe. Das „liest“ man vielleicht in der Arbeit von Gabriele Utech.

Cavern I – III deutet auf das Wirken in der Tiefe hin, wie die Ausbreitung eines Flusses, der sich tiefer und tiefer ins Gestein gräbt, Höhlen formt, sich vielleicht an den natürlichen tektonischen Rissen und Klüften orientierend,…. Wie Wasser, das sich seinen Weg sucht, an Haarrissen und Mikrostrukturen entlang, um in der Tiefe vielleicht „auszutropfen“, mit anwachsenden Mineral- und Kalkablagerungen. Vielleicht kann man diese Mikrostrukturen im positiven Sinne nutzen. Die Tiefennetze, wie Kluftsysteme nutzen, um Wasser zu „fangen“, es vor Verdunstung zu schützen und als Tiefenwasser zu erhalten, als Süßwasserreservoire. - Vielleicht.

Ein Gedanke an die Arbeiten von Katja Nordmeier mit Material und Farbe auf Lochblechen kommt in den Sinn. Im weitesten Sinne erinnernd an Diffusion! Zerstäubung! Je nach Viskosität oder Plastizität, also Zähigkeit der Materialien verteilen sich die Phasen. Je nach Mischbarkeit und physikalischen Rahmenbedingungen. Die Trockenrisse in den Arbeiten von Katja Nordmeier oder Gabriele Utech oder vielen anderen Künstlern, die mit den verschiedensten Materialien arbeiten und experimentieren, zeigen bei genauerer Betrachtung Anwendungsideen, die real umsetzbar sind in einer normal beschleunigten, zeitlich normal ablaufenden Geschwindigkeit! An der Zeitenwende, an der die KI kurz vor der Übernahme zu stehen scheint, Mensch bereit ist, mehr und mehr abzugeben und der Maschine allein zu übertragen, wirkt die Arbeit von Gabriele Utech wie eine Erinnerung an die alte Zeit, in der noch nicht vollkommen digital simulierend gearbeitet wurde, als man auf natürlichem Wege herausfand, wie die Welt funktioniert. Vielleicht beim Kochen. Vielleicht beim Bauen.

Inzwischen kann man sich hinsetzen, zurücklehnen und zusehen, wie die Maschinen die Ergebnisse simulieren. Der menschliche Geist und seine Leistungen werden immer tiefer erfasst, jede Eingabe des Selbst am Rechner wird ausgewertet und kann von Superrechnern wiederum verwendet werden, ohne dass der Einzelne irgend etwas davon realisiert, geschweige denn dafür honoriert wird, dass er Beitragender des großen Ganzen ist. Die Maschinen wurden spätestens seit Erfindung von Dampfmaschine, Webstuhl und Fließband mit so vielen Parametern gefüttert, dass man sich fragt, warum sie nicht längst schon die Steuerung übernommen haben. Nicht zuletzt, weil sie es möglicherweise weniger fehleranfällig könnten. In vielen Bereichen muss Mensch nur noch überwachen.

Der 3D-Druck und die Erschaffung pseudoorganischer Formen lassen wenig offen. Mensch könnte sich das eigene Paradies kreieren. Vorausgesetzt er besitzt die finanziellen Mittel.

Die Arbeiten von Gabriele Utech wirken gegen die digitalen Arbeiten der Gegenwartskunst wie ein Anachronismus. Sie leben vom scheinbaren Zufall, der tatsächlich gar nicht so zufällig ist, sondern Gesetzen folgt, die man als Mensch noch immer nicht vollständig verstanden hat.

Mensch sucht nach den passenden Fragen für die Maschinen, welche die Antworten geben könnten, die beim Verstehen helfen. Mensch sucht, ist den großen Rätseln auf der Spur, hat inzwischen begonnen, sich ins Quantenuniversum hineinzudenken und das aus den unterschiedlichsten Beweggründen. Die Einen sind der Forschung verfallen, die Anderen streben nach dem großen Geld.

In der Erinnerung wissen die meisten der mittleren Breiten noch gut, wie sich in Herbst und Frühjahr Nebelfelder ausbreiten, wie viel Regen Natur braucht, um gesund zu sein und dass kühle Nächte erholsam sind. Gabriele Utechs Trockenrisse wirken wie eine stille Mahnung sich zu erinnern. Sie berühren und lassen tief eintauchen in die Fragestellungen, denen sich jeder wenigstens einmal im Leben stellen sollte. Der Anblick ihrer Werke inspiriert und kann vielleicht eigene Kreativität freisetzen. Kunst ist und bleibt ein ewiger Antrieb, den Rätseln der Welt auf die Spur zu kommen, und manchmal darf sie eben auch nur einfach verzaubern und gefallen.

Von Erde und Natur zu lernen, ist vielleicht die tiefere Botschaft von Gabriele Utech, die Message ist angekommen. Mixed Media, intuitiv erschaffen, ist und bleibt ein spannendes Arbeitsfeld.

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