Peter Frick
Unser Blick auf seine Kunst beginnt mit der Bewegung, die sich 2015 aus den Kriegs- und Krisengebieten in Gang setzte. Abertausende machten sich auf und suchten ihr Heil in der Flucht, um in einer friedlicheren Welt zur Ruhe zu kommen. Der Künstler hat Impulse aus aller Welt mit in die Heimat gebracht und verewigt diese nun malerisch überwiegend in Acryl auf Leinwand. In kräftigen Farben wird eine Welt skizziert, in der das oberflächlich Schöne verzerrt wird. In der die Ansicht der Welt bizarr verfremdet wird. Nur das Thema Flucht setzt er ähnlich eindrucksvoll und ernst in Szene, wie es schon von der East Side Gallery in Berlin nach dem Mauerfall bekannt ist, als sich eine Mauergalerie mit Mauerresten als Mahnmal des Friedens in der werdenden neuen Hauptstadt etabliert, auf der sich die Masse Volk auf den Weg in die Freiheit macht. Diesmal ist es der Weg Richtung Frieden. Aus einer anderen Richtung.
Im Telefoninterview sprechen wir mit dem Künstler über Flucht und Migration, über seine Erfahrungen aus der Hilfe für junge Asylsuchende beim Start in das hiesige System, und beim Einfinden junger Menschen in das Berufsleben. Am Ende ist es das Wort ANDERS, das sich als Hauptproblem beim Thema Integration herauskristallisiert. Nicht schlechter, nicht besser, einfach nur anders. Andere Kulturkreise denken anders, haben andere Wertvorstellungen und anderen Antrieb der Lebensführung und Gestaltung. Das Fallen und Scheitern scheint weniger dramatisch, als es in unseren voll durchorganisierten Breiten der Fall ist. Traumata werden kaum zur Sprache gebracht und sind oft schwer zu erahnen. Die Persönlichkeiten sind besonders. Das kulturelle Miteinander braucht einen nie verstummenden Dialog, um eine Weltgesellschaft menschlichen Miteinanders zu formen.
Mutig und willensstark sind vor allem die jungen Leute. Die Älteren oft müde, wollen vielleicht einfach nur noch zur Ruhe kommen.
Das Thema Flucht ist in den Medien aktuell abgelöst und andere Themen ersetzen die Schlagzeilen. Neue Politik soll bevorstehen und die Hoffnung auf ein „Alles wird besser“ steht im Raum. Und Peter Frick malt.
Auf die Bitte drei Worte zur Inspiration zur „Quadratischen Welt“ zu hinterlassen erwähnt er, es kommt ihm nicht alles geradlinig vor. Er dachte sich, man muss alles in Kästchen einsperren. Wolken, Häuser, Himmel,… alles unter Berücksichtigung der Perspektive.
Science Fiction kommt zur Sprache. Als erster Autor fällt ihm ISAAC ASIMOV ein, er ist fasziniert davon, wie schnell die Themen der naturwissenschaftlichen Fiktion mitunter real geworden sind. Wer hätte vor 30 Jahren gedacht, dass es heute soziale Netzwerke gibt, die tatsächlich den gesamten Globus nachhaltig beeinflussen. Prägen und steuern.
Auf internationalen Wegen unterwegs, hat der Künstler immer wieder Gelegenheit auch der Kunst zu begegnen und fragt man ihn nach der Kunst der einzelnen Kulturen ist es besonders Indonesien, das ihn fasziniert. Java, Bali, Sumatra. Die intensiven Farben und die vielen einzelnen Personen, die bis ins Detail wiederzuerkennen sind, bewegen. Die Verzerrung der Menschlichkeit, Fratzen und das Unansehnliche, was man sich von der Seele malt. Die Kunst als Sprache des Unaussprechlichen. Die Verzerrung von Gesichtern, als Stilmittel adaptiert.
WARUM ACRYL? Wegen des Geruchs zum einen und wegen des Trocknens zum anderen, erklärt Peter Frick. Arbeiten in Öl ist nichts für ihn. Der Geruch ist zu intensiv. Lässt man Acryl auf Papptellern trocknen, schont es außerdem das Wasser.
Viele der früheren Werke von Peter Frick haben eine humorige Komponente und der Künstler betont, dass Humor ein guter Weg ist Bekanntschaften zu vertiefen. Auf seinen Reisen auch in bitterernste Situationen gekommen, nimmt er dem Erlebten mit Humor und Ironie die Schärfe. Das spiegelt sich in seiner Kunst. Die abstrahierte Wirklichkeit in Acryl, so könnte man Fricks Machart auch nennen, ist eine besondere Art die Ästhetik auf den Kopf zu stellen.
Ob Ferne Sicht, Quadratische Welt, Flucht oder Zerstörung, Peter Frick gibt Einblick in eine Weltsicht, die ihm eigen ist. Darüber hinaus hinterlässt er Spuren, die ihn über sein Arbeitsleben hinaus auszeichnen. Nach einer abgeschlossenen Phase im Leben etwas Neues zu beginnen erfordert manchmal Mut. Sich in Bildern zu verlieren und Darstellungen von Fremdem zu überliefern Passion.