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Drift-Moments of Connection im MK&G

Es sind die Klänge, die es ausmachen! Würde nur Stille und Stimmengemurmel Shylight begleiten, hätte das kinetische Kunstwerk von Studio Drift nicht derart berührende Kraft.

Es sind drei Großraum-Installationen, die bewegen, und sie nehmen mit in eine andere Welt. Sie sind Zugpferd und Auftakt zu einem Erlebnis, das über dieses Kunstwerk hinausgeht. Weit hinaus, denn sie ziehen auch in das „Universum“ Kunst und Gewerbe, welches das Museum in weiteren Ausstellungen zeigt.

Viele haben über die Kunst von Lonneke Gordijan und Ralf Nauta berichtet und Jeder findet eigene Worte. Stundenlang könnte man den, wie Flügel schlagenden Bewegungen der Glasstäbe zuschauen, in denen das auftreffende Licht reflektiert wird und von innen nach außen, dann von außen nach innen wandert. Die langsame Wellenbewegung ist wie das sanfte Dahinwiegen des Wassers der Ozeane, oder eines Sees, oder Binnenmeeres. Das auftreffende Licht wird gespie(ge)lt, wie ein Instrument der Moleküle. Die Glasröhren veranschaulichen, wie unbeschleunigte, konstante Teilchenbewegung aussieht und man kann Analogien in Physik und Natur erkennen.

Die Verbindung zwischen Natur und Technik, Bionik, und die Veranschaulichung von Bewegungsprozessen, sowie dem genialen Design der Natur, machen Studio Drift einzigartig. In Filmen wird gezeigt, wie das Künstlerduo arbeitet und wie die Werke entstehen. Man ist beeindruckt.

Hat man lange genug den sphärischen Klängen gelauscht und sich über die Schönheit vom Spiel des Lichts in Glas gefreut, und kann man sich losreißen vom Anblick der „Shylights“, sich öffnender Blüten, (so darf man es sehen; es könnten aber auch die ersten Stadien des Werdens eines Korallenriffs vom Urmund, über Polypenbildung, bis hin zum Medusenwachstum sein), dann erwarten einen noch die übrigen Ausstellungsräume und Präsentationen im Museum. Vorbei an der Phosphor-Kupfer-Draht-Schaltkreis-Matrix, in deren Zellen LED-beleuchtete Pusteblumen zu schweben scheinen, taucht man ein in die Kulturen der Welt, und darf staunen über das, was Handelsleute und Kunstmäzene für wert befinden, dass es einen Ehrenplatz in den großen Museen der Welt, wie dem MK&G, erhält. Geschichte wird überliefert und man darf entdecken, wie die Welt als alles in einem beschaffen ist.

Hamburg als Handelsmetropole präsentiert den Besuchern im MK&G einen Einblick in die Wertschätzung fremder Kulturen, die sie durch internationale Wirtschaftsbeziehungen aufgebaut hat. Die Anerkennung für die fremden Einflüsse und Impulse, ohne die sich die Welt nicht zu der Welt hätte entwickeln können, die sie heute ist. Weitsicht und Wertschätzung werden erkennbar, wie auch die Erkenntnis, welche Parallelen und Unterschiede der einzelnen Kulturen existieren. Ob man alle Kulturen je unter einen Hut wird bringen können, ist fraglich, aber der Versuch ist es immer wieder wert. Die Kulturen und Länder profitieren voneinander und können voneinander lernen.

Weltwirtschaftliche Verbindungen versucht man ohne Religion zu pflegen. Man sieht, lernt, teilt ein und vielleicht tauscht man auch offene Worte diplomatisch formulierter Kritik untereinander aus. Die geknüpften Kontakte tragen durch die Zeit.

Kunst und Kultur sind wie ein Brückenschlag zum Frieden, wenn man sie aus der richtigen Perspektive ohne Vorbehalte gegeneinander betrachtet. Man findet islamische Kultureinflüsse, darf eine Steintafel in Keilschrift bewundern und lernt, dass die Bedeutung der Schrift und der Zeichen in der großen Weltreligion über Abbildungen und Bildern steht. Immer wieder kommen Zeichen des Friedens zwischen den Präsentationen und man glaubt zu erkennen, dass die Welt ein friedlicher Ort sein könnte.

Im zweiten Stock stolpert man quasi über den Namen AiWeiwei, lernt etwas über China und die blauweißen Ming-Vasen, kann die Bilder auf großen chinesische Bodenvasen bestaunen, sowie Teegeschirr und andere Keramiken, und erfährt, wie groß die Bedeutung des Handels mit China schon seit Jahrhunderten ist. Stilvolles Design in Silber aus Hamburg wird Seite an Seite mit den edlen Porzellanen aus Fernost gezeigt und der Wert von Handwerk, Handarbeit und dem Blick fürs Detail wird verdeutlicht. Gesteinsmehle, Kreide, Cyprinenton... Das Brennen von Ton und Erde sind von elementarere Bedeutung für die Sesshaftwerden der Menschheit. Es gäbe vielleicht keine europäische Porzellanmanufaktur ohne den Handel mit Asien, Fernost und Übersee, und der Aufbau eines Teehauses gibt einen Hinweis auf die Bedeutung einer Teezeremonie, über die es viel zu erzählen gäbe, und doch würde wahrscheinlich nie im Ansatz erfasst werden können, wie sie sich anfühlt. Aber das Museum schenkt dem Teehaus einen Ehrenplatz, und was wir hierzulande kaum kennen, wäre ein Erlebnis wert.

Die internationalen Handelsverflechtungen brachten schon immer und bringen noch Wissen und Erkenntnis. Nicht zuletzt Fortschritt. Das MK&G stellt ein breites Spektrum an kulturellen Einflüssen aus und führt durch die Jahrhunderte. Renaissance und Jugendstil werden besonders beleuchtet.

Man darf über Instrumente verschiedenster Zeiten staunen und der Geruch der Zeit haftet den Ausstellungsstücken an.

Buddhismus, Samurei, kurze Filmsequenzen von Jim Jarmusch, oder alte Stummfilme werden aufgeführt und das altehrwürdige Gebäude lächelt leise gefühlt über jeden, der seine Jahre anerkennt. Die kulturellen Leistungen der Menschen sind einen Besuch wert. Auch über die Ausstellung des Studio Drift hinaus.

Im selben Haus darf man noch ein ganz besonderes Highlight Kulturgeschichte mitnehmen:

„Dressed“ – 7 Frauen – 200 Jahre Mode!

Was wäre der internationale Handel, ohne das Auge der Frauen und ein Blick der Schöngeister für das Schöne und Besondere, mit dem man das eigene Sein verschönert und aufwertet und sich die alltäglichen Dinge angenehmer macht. Und was wäre der internationale Handel ohne das Bedürfnis, sich zu schmücken und zu zeigen?

Mit einem besonderen Blick für Werte international hat die Museumsführung ihre Räume liebevoll bestückt und auch die Kinder werden nicht vergessen. Denn wer erinnert sich nicht an die quälenden Stunden im Museum mit den Eltern, in denen man in eine Welt gezogen wurde, die man erst später begreifen lernte.

Für Kinder gibt es Geburtstags-Special-Events, vielleicht begegnet man ein paar Mädchen in barocken Kostümen und erkennt wie wertvoll es ist auch der nächsten Generation den Blick für Kulturhistorisches und Geschichtliches zu öffnen.

Danke Mk&G und Studio Drift, dass man mehr sehen durfte, als man erwartet, oder recherchiert hat. „Drift“ - Moments of Connection ist noch bis zum 08.05.2022 zu sehen.

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